Kategorie: Passauer Neue Presse

Sein Schmäh und seine Wut

Passauer Neue Presse / November 2022

Mit Legenden auf der Bühne ist es so eine Sache. Abnutzungserscheinungen sind möglich, Enttäuschungen ebenso, Risiken und Nebenwirkungen des Alters eben. Mit etwas Glück aber machen das Lebenserfahrung und Reife wieder wett. Bei Rainhard Fendrich, der am Sonntag im Rahmen seiner „Starkregen“-Tour in der voll besetzten Dreiländerhalle zu Gast war, ist Zweiteres der Fall.

Ob Drogensucht oder zerbrochene Ehen: Fendrich hat einiges erlebt und es ist ihm ins Gesicht geschrieben. Die Furchen sind tiefer geworden, die Haare grauer. Seine kraftvolle Stimme aber, sein Schmäh, seine Wut und seine kernige Präsenz sind unverkennbar, angereichert durch die Tiefe und Ernsthaftigkeit eines älteren Mannes auf der Suche nach dem Sinn.

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Reines Konzentrat der Musik

Der russische Pianist Grigory Sokolov führt das Publikum in Passau an emotionale Grenzen

PNP / Juli 2018

Womöglich erwächst der Zauber der Musik gar nicht so sehr aus den Tönen selbst, sondern aus jenem geheimnisvollen Raum dazwischen. Der russische Pianist Grigory Sokolov ist ein Meister darin, diese Beziehung zwischen den einzelnen Noten zu gestalten und das pure, reine Konzentrat der Musik mit kompromissloser Ernsthaftigkeit in seinem Spiel freizulegen. Am Sonntagabend war er im Rahmen der Europäischen Wochen in Passau zu Gast und verwandelte den ausverkauften großen Rathaussaal für fesselnde zweieinhalb Stunden in eine Pilgerstätte höchster Konzentration...

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Nur Freiheit und Liebe machen glücklich: Pippi Langstrumpf wird 70

Passauer Neue Presse, Feuilleton / 31. Oktober 2015

Diese Tage würde man sie manchmal gerne herbei wünschen: Eine quirlige Ladung Anarchie, die roten Haare in abstehende Zöpfe geflochten, eine Bärenkraft in den Muskeln, kein Blatt vor dem Mund und das Herz am rechten Fleck. Vor 70 Jahren erschien der erste Pippi Langstrumpf-Band in Schweden; seither hat die Figur des eigensinnigen wie herzlichen Mädchens die Wohn- und Kinderzimmer in aller Welt beseelt und die Vertreter eines angepassten Durchschnittsbürgertums eines Besseren belehrt. „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“: Pippi, die Träumerin. Pippi, die Freiheitskämpferin. Pippi, die beste Freundin aller Zeiten.
Die Mutter dieser Kultfigur hat ihre Pippi zu einer Zeit geboren, in der alle Zeichen auf Katastrophe standen. Am Krankenbett ihrer Tochter Karin sitzend, den Beginn des zweiten Weltkriegs vor Augen und auf der Suche nach Stärke und Selbstvertrauen in der Phantasie, erschuf die damals 32-jährige Astrid Lindgren in liebevoll lakonischen Worten die kunterbunte Welt der Pippi Langstrumpf, die sie wenige Jahre später berühmt machen sollte.

Wer war diese Frau, die sich den offenen Blick des Kindes zu eigen machte und der Nachwelt eine wahre Schatztruhe an Kinder- und Jugendliteratur hinterlassen hat? Wo kamen sie her, die Geschichten über die mutige Pippi, die wilde Ronja Räubertochter, den trotzköpfigen Michel aus Lönneberga oder die liebenden Brüder Löwenherz?
Zwei Bücher sind jüngst erschienen, die Antworten auf diese Fragen erahnen lassen...

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Schmäh und Charme: Mario Rom’s Interzone

Passauer Neue Presse Feuilleton / 1. März 2015

Kinder, das waren Zeiten früher: Der Weltschmerz wurde in Schreibmaschinen gehackt, die Musik der Sehnsucht kam von der kreisenden Langspielplatte und ging man ins Konzert, standen grundsolide Anzugträger auf der Bühne. Gibt’s nicht mehr? Von wegen. Beim Ensemble „Mario Rom’s Interzone“ pflegen drei viel zu junge Österreicher zwischen Anfang zwanzig und dreißig am Freitagabend im Café Museum den antiquierten Kult: dreimal beiger Anzug, dreimal dunkler Bart, die LP thront auf dem Flügel...

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Paradiesvogel auf Höhenflug

Georg Ringsgwandl zeigt „Mehr Glanz“ in der Passauer Redoute

Passauer Neue Presse Feuilleton / 3. Februar 2014

Im Dschungel der bayerischen Liedermacherszene ist er der wilde Paradiesvogel. Schillernd ist sein Gefieder, eigenwillig sein Flug, das Vogelhäuschen meidet er ebenso wie den großen Schwarm. Umso weiter reicht sein Blick, umso freier schwingen die Flügel und wenn Georg Ringsgwandl am Samstagabend in der Redoute in großen Kreisen auf die Bühne segelt und in seinem aktuellen Programm „Mehr Glanz“ verspricht, liegt ihm das Passauer Publikum bereits johlend zu Füßen. Ringsgwandl ist Kultfigur, coole Sau, hypersensibler Wahnsinniger und bitterböser Freigeist...

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Joe Cocker krönt Rekord-Festival

Packend ehrliches Schlusskonzert bei Bluetone in Straubing

Passauer Neue Presse Feuilleton / 23. Juli 2013

Seine Stimme klingt, als wäre damit eine Handvoll Kieselsteine glatt geschmirgelt worden. Herb, rau und verwegen kratzen die Vokale im Mundraum, alles ist Kehle, wenn er schreit und alles rasselndes Stimmband, wenn er singt. Seit über 40 Jahren sind diese Stimme und ihr Besitzer Joe Cocker Kult, sie haben Woodstock überlebt, Drogen, Exzesse, Selbstzerstörung und ein knapp halbes Jahrhundert Rockgeschichte...

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Lasst es eini dort ins Herz!

Wie Hansi Hinterseer und das Tiroler Echo Glückseligkeit in der Dreiländerhalle verbreiten

Passauer Neue Presse Feuilleton / 6. Februar 2012

Das echte Leben mit seinen Grauschattierungen und Unwägbarkeiten? Unerwünscht. Zumindest für diese zweieinhalb Stunden am Samstagabend in der Dreiländerhalle, in denen Hansi Hinterseer die Bühne zum Glänzen bringt. 1500 Leute wollen ihr Idol erleben, sie wollen mitschunkeln und mittanzen, frei nach Hinterseers Credo „Schau nach vorn, denn alles wird gut. Und was will Hansi Hinterseer zusammen mit dem Tiroler Echo? Erstens „dass’ds a Gaudi habt’s mit meine Liada“. Zweitens „Miteinanda a guade Zeit“. Und drittens: Einen richtig „bärigen Abend“ natürlich.
Freilich, man ahnt von Anfang an, dass der Schein mitunter ein bisschen trügt...

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Eine begeisternd andere Art von Austria-Pop

Ludwig Hirsch mit „Vielleicht – zum letzten Mal“ in der Dreiländerhalle – Stehende Ovationen

Passauer Neue Presse Lokales / 2. November 2010

Austria-Pop. Das riecht nach Kässpatzen auf der Berghütte, das klingt nach rauhbeinigen Liebesschwüren und Lebensweisheiten zum Mitschunkeln. Eigentlich. Einen aber gibt es, der beim Austria-Pop die Vorzeichen umkehrt und der jetzt, nach 30 Jahren als Liedermacher, mit seinem Programm „Vielleicht – zum letzten Mal“ auch in der Dreiländerhalle musikalische Bilanz gezogen hat. Ludwig Hirsch ist kein Mann der großen Worte, er verzichtet auf jegliche Showeffekte, ja schleicht eher auf der Bühne als dass er auftritt...

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