Passauer Neue Presse, Feuilleton / 31. Oktober 2015
Diese Tage würde man sie manchmal gerne herbei wünschen: Eine quirlige Ladung Anarchie, die roten Haare in abstehende Zöpfe geflochten, eine Bärenkraft in den Muskeln, kein Blatt vor dem Mund und das Herz am rechten Fleck. Vor 70 Jahren erschien der erste Pippi Langstrumpf-Band in Schweden; seither hat die Figur des eigensinnigen wie herzlichen Mädchens die Wohn- und Kinderzimmer in aller Welt beseelt und die Vertreter eines angepassten Durchschnittsbürgertums eines Besseren belehrt. „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“: Pippi, die Träumerin. Pippi, die Freiheitskämpferin. Pippi, die beste Freundin aller Zeiten.
Die Mutter dieser Kultfigur hat ihre Pippi zu einer Zeit geboren, in der alle Zeichen auf Katastrophe standen. Am Krankenbett ihrer Tochter Karin sitzend, den Beginn des zweiten Weltkriegs vor Augen und auf der Suche nach Stärke und Selbstvertrauen in der Phantasie, erschuf die damals 32-jährige Astrid Lindgren in liebevoll lakonischen Worten die kunterbunte Welt der Pippi Langstrumpf, die sie wenige Jahre später berühmt machen sollte.
Wer war diese Frau, die sich den offenen Blick des Kindes zu eigen machte und der Nachwelt eine wahre Schatztruhe an Kinder- und Jugendliteratur hinterlassen hat? Wo kamen sie her, die Geschichten über die mutige Pippi, die wilde Ronja Räubertochter, den trotzköpfigen Michel aus Lönneberga oder die liebenden Brüder Löwenherz?
Zwei Bücher sind jüngst erschienen, die Antworten auf diese Fragen erahnen lassen...
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